In Vorarlberg ist alles ein bisschen anders. Die Sprache, die Bräuche aber auch die Beschilderung der Wanderwege.

Wenn du schon einmal im Rest von Österreich am Wandern warst, hast du sicher bemerkt, dass es hier immer gelbe Wegweiser gibt. In Vorarlberg wirst du diese Farbe vergeblich suchen. Denn hier gibt es keine gelbe, sondern silberne Schilder. Warum das so ist? Wir haben mit Max Sturm, dem Wegewart vom Bürserberg, gesprochen und er hat uns einige interessante Facts über das Vorarlberger Wanderwegekonzept erzählt.

Bergbahnen: Kannst du dich noch an die Beschilderung vor 1995 erinnern? Wie hat das im Brandnertal ausgesehen?
Max: In meiner Jugendzeit kann mich noch an die vielen verschiedenen Zeichen in unterschiedlichen Farben erinnern. Es gab Kreise, Rechtecke, Rhomben meistens in 2 Farben.  In Bürserberg – Parzelle Außerberg gibt noch einen Stein und einen Stall mit einer alten Markierung.

BB: Wie lange bist du schon Wegewart?
Max: Ich mache das schon seit 5 Jahren ehrenamtlich. Die Wegeerhalter, das sind meistens Alpine Vereine wie DAV, ÖAV oder die Gemeinden. Wir arbeiten meistens im Auftrag der Gemeinden.

Ein abwechslungsreiches Aufgabengebiet ist Max bei seiner Arbeit wichtig.

BB: Und was macht ein Wegewart genau?
Max: Bei uns werden alle Wege im Frühjahr abgegangen und kontrolliert. Die Mängel werden dann protokolliert und wenn möglich bis Anfang der Wandersaison gerichtet. Wir, die Wegewarte warten alles, was einfach zu erledigen ist. Schneiden von Ästen, Markierungen nachzeichnen, loses Gestein entfernen, Regenabflüsse säubern, usw.
Wenn zum Beispiel bei einem alpinen Steig sich das Seil vom Felsen gelöst hat, melden wir dies dem Alpenverein. Sie haben die Werkzeuge dafür und erledigen das dann für uns. Bei Baggerarbeiten kommt in Bürserberg meist der Bauhof dazu. Dies ist jedoch in jedem Ort anders. Jeder hat seinen Bereich.

BB: Was findest du an dieser Arbeit besonders spannend?
Max: Die Arbeit draußen an der frischen Luft macht mir besondere Freude. Ich bin gerne in der Natur und den Bergen unterwegs. Ebenfalls freue ich mich immer, wenn mich ein Wanderer bei der Arbeit antrifft. Meistens fragen sie neugierig, was ich hier mache und bedanken sich für meine Dienste. Bei Sanierungen verwenden wir, wenn möglich, nur Material welches direkt dort vorhanden ist. Das ist für mich die schönste und kreativste Arbeit.

Mit der Wegehacke wird der Weg gewartet und neue Tritte erstellt.

BB: Wer sagt, dass dies jetzt ein „alpiner Steig“ ist? Wo sind hier die Grenzen für alle Kategorien?
Max: Es gibt insgesamt drei verschiedene Kategorien: gelb-weiß, weiß-rot-weiß und weiß-blau-weiß. Gelb-weiß sind die Güterwege und Schotterstraßen. Weiß-rot-weiß sind alle Wanderwege, die jeder begehen kann. Hier sind trotzdem Schuhe mit guter Sohle ein Muss. Die weiß-blau-weißen Wanderwege sind alpine Steige. Hier ist neben gutem Schuhwerk Trittsicherheit und Schwindelfreiheit gefragt. Diese Wege sind oft mit Seilen gesichert.

Diese Wegmarkierung steht für Güterwege & Schotterstraßen.

Das sind Wanderwege, die von jedem begangen werden können.

Diese Wanderwege erfordern Trittsicherheit und Schwindelfreiheit.

BB: Wie kommt man auf die Zeitangaben der Wegstrecken?
Max: Die Tafeln bekommen wir vom Land Vorarlberg. Sie kategorisieren die Wege und bestimmen somit auch die Zeitangaben.

BB: Hast du schon einmal einen Begehungsbericht bekommen über vorarlberg.at/wanderwege? [Auf dieser Plattform können Wanderer Feedback zu den Wegen geben. Mit der Standortnummer kann dem Wegewart genau mitgeteilt werden, welcher Streckenabschnitt gemeint ist.]
Max: Nein. Habe ich noch nicht. Ich glaube auch, dass das fast niemand weiß. Meistens melden sich die Personen bei der Gemeinde per Telefon, Einheimische rufen bei mir direkt an.

BB: Wie werden neue Wege angelegt? Wer gibt das in Auftrag und wie gehst du als Wegewart mit den neuen Daten um?
Max: Als erstes wird ein Antrag bei der Behörde gestellt. Danach gibt es eine Begehung mit verschiedenen Sachverständigen und dem Naturschutzanwalt. Wenn dort alles passt, bekommt die Gemeinde einen positiven Bescheid.
Danach geht es schon an die Umsetzung. Meistens helfen uns dabei der Bauhof oder in unserem Fall auch der Bikepark Brandnertal, je nachdem welche Arbeitsmittel benötigt werden. Die Schilder bekommen wir dann vom Land Vorarlberg, und diese werden an ihren vorbestimmten Platz gesetzt.

Dieser Weg wurde vor kurzem erneuert.

BB: Ist es schwierig Wegwarte zu finden?
Max: Leider Ja. Ob sich das System der freiwilligen Wegewarte in Zukunft halten wird, ist fraglich. Ein System wie im Kanton Graubünden wäre eine praktikable Lösung auch für Vorarlberg. Dort werden die Wegewarte im Sommer angestellt und vom Kanton und den Gemeinden gemeinsam finanziert.

Das Wegkonzept ist in Vorarlberg einheitlich gestaltet.

Max Sturm: Der Wegewart vom Bürserberg.